Die Programm- und Sendeplanung beim Mitteldeutschen Rundfunk

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Für die Rundfunkanstalten ist es in Zeiten der Digitalisierung eine Herausforderung, auf den steten Wandel im Broadcastbereich zu reagieren. Basis für den Erfolg sind leistungsfähige, stabile und anpassungsfähige IT-Systeme.

Der MITTELDEUTSCHE RUNDFUNK wurde 1991 als öffentlich-rechtliche Hörfunk- und Fernsehanstalt für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gegründet. Seit Sendestart am 01.01.1992 ist der MDR Mitglied der ARD. Der MDR verfügt über eine Programmdirektion in Leipzig und in Halle sowie über drei Landesfunkhäuser in Dresden, Erfurt und Magdeburg. Laut Staatsvertrag gehören Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung zu seinem Programmauftrag, außerdem dient der MDR der freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung.

Bereits seit 2007 setzt der MDR deshalb auf die von der m.a.x. Informationstechnologie AG entwickelte Software zur Programm- und Sendeplanung (PSPL), mit der das gesamte Fernsehprogramm des MDR sowie des KiKA, dem Kinderkanal von ARD und ZDF, geplant und verwaltet wird. Seit 2019 ist das Verwendungsrechtemanagement-System (VRM) in die PSPL integriert. Darin werden alle Informationen zu den nonlinearen Ausspielwegen wie z.B. die ARD-Mediathek und weitere Plattformen wie z.B. YouTube gepflegt und das Livestreaming des MDR gesteuert. Erfasste Programminformationen für linear und nonlinear dienen der Ausspielung und fließen in alle Formen des Programmmarketings ein.

 

Kompletter Programm­planungs­prozess für MDR und KiKA

Was früher autarke Planungsmodule waren, ist mit der PSPL für den MDR und KiKA in einer Applikation zusammengeführt worden. Die PSPL umfasst alle Metadaten und die zugehörigen Planungsfunktionen und deckt damit alle Planungsprozesse ganzheitlich ab. Mit nur einem Klick sind sämtliche Funktionen zur Programm- und Sendeplanung modulübergreifend verfügbar. Über Schnittstellen ist die PSPL eng an die Sendeautomation (Aveco & PixelPower) sowie an zahlreiche weitere Fremdsysteme der Broadcasting-Welt gekoppelt. Beispielhaft sind hier GfK, ARD-ZDF Fingerprinting (für GEMA), Graphiksystem ORAD, Media-Asset Management (auf Basis VPMS), Redaktionsmanagementsystem Resy (auf Basis OpenMedia) und die Plan1-Anbindung in den ARD-Verbund zu nennen. Aus der PSPL fließen Plandaten zum ARD Play-Out-Center zwecks EPG-Datenversorgung. Gleichzeitig wird die PSPL mit Stammdaten (z.B. Kostenträger) aus dem SAP-System versorgt. Die PSPL ist damit ein umfassendes und leistungsfähiges Planungssystem für den MDR und KiKA.

 

Die einzelnen Planungsprozesse in den PSPL-Modulen

Angefangen mit der Schemaplanung, die etwa ein Jahr vor Ausstrahlung einsetzt, beginnt man mit der Festlegung der Programmplätze für das gesamte Programmjahr. Daraus resultiert ein Sendeleistungsplan, in dem alle erfassten Schemaplätze nach bestimmten Kriterien (z.B. Redaktion, Programmwoche) in Textform zusammengefasst sind. Das Mengengerüst liefert einen graphischen Überblick zu den vorgesehenen Programmplätzen im kommenden Programmjahr.

Es folgt die Feinplanung des Programms, die für die redaktionelle Planung entscheidend ist. Mithilfe dieses Moduls werden Sendungen im Detail erfasst. Neben den redaktionellen Metadaten gehören hierzu auch technische Informationen für die Sendefreigabe.

In der Programmplanung werden die Programmplätze schließlich mit Sendungen bestückt. Dabei wird beispielsweise einem Spielfilmplatz ein konkreter Tatort-Film zugeordnet. Zusätzlich gewährleistet dieses Modul eine sekundengenaue Planung mit Trailern, die per Drag & Drop einfach in die Programmplanung einzufügen sind. Lücken oder Überschneidungen zeigt die Trailerplanung automatisch an. Über eine Schnittstelle werden die Planungsdaten an das Pressemodul übergeben. Dort werden diese zur Publikation redaktionell aufbereitet und schließlich unter anderem an Presse, Videotextsystem, EPG und andere Systeme übertragen.

In der Sendefeinplanung findet abschließend die framegenaue Vorbereitung des Sendetages mit allen Sendungen und Programmüberleitungen statt. Dazu erhält die Sendefeinplanung aus der Sendeautomation alle nötigen Informationen zum vorhandenen Sendematerial. Sobald der Sendetag fertiggestellt ist, wird dieser als Playlist an die Sendeautomation übergeben. Nach der Ausstrahlung wird der Sendeablauf mit Ist-Zeiten aus der Sendeautomation importiert und das Sendeprotokoll zur Auswertung an den GfK-Editor übergeben, der dieses prüft und nach Freigabe im konformen Format an die GfK übermittelt. Eine Erweiterung des GfK-Editors um die Erfordernisse des ARD-Vorhabens medas Urheberauskunft befindet sich in der Umsetzung.

„Für uns als öffentlich-rechtlicher Sender ist es sehr wichtig, dass der Alltag mit einer Programm- und Sendeplanung einfach und flexibel vonstattengeht. Die PSPL der m.a.x. it bietet uns dieses umfassende Planungswerkzeug und unterstützt uns effizient bei unseren Planungsprozessen – sowohl für lineares TV als auch für unsere anspruchsvollen nonlinearen Ausbaupläne. Im täglichen Betrieb erleben wir ein hohes Maß an Anwenderfreundlichkeit, moderne Windows-Oberflächen, und alle Funktionen sind schnell modulübergreifend verfügbar.“

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Die Module der Programm und Sendeplanung

Anbindung der Sendeautomation

Die Übergabe der Playlist an die Sendeautomation ist eine zentrale Aufgabe der Sendefeinplanung und aufgrund der Senderelevanz für TV-Anbieter ein hochsensibler Prozessschritt im Sendebetrieb. Die m.a.x. it hat sowohl den MDR als auch den KiKA in der Vergangenheit bei der Etablierung neuer Automationssysteme eng begleitet. Wesentlicher Bestandteil dieser Migrationen war die parallele Ansteuerung von alter und neuer Sendeautomation. Damit konnten umfassende Testszenarien durchgespielt und in der Endphase des Projektes eine erfolgreiche und jederzeit sichere Stichtagsumstellung erreicht werden. Mit diesen Erfahrungen sieht sich der MDR in der Zusammenarbeit mit m.a.x. it auch für die zukünftigen Veränderungen in der ARD-Landschaft gut aufgestellt.

Ausbau für den ARD-Verbund

Neben den Sendestraßen des MDR und KiKA wird die PSPL seit mehreren Jahren auch für die Zulieferung und Planung der Gemeinschaftsprogramme des ARD-Verbundes Das Erste, Tagesschau24 und ONE genutzt. Über Schnittstellen (Plan1.connect) können die MDR-Anteile für die Programme automatisiert aus der PSPL direkt zum Programmplanungssystem Plan1 der ARD-Programmdirektion übertragen werden. Die Schnittstelle umfasst den gesamten Planungsprozess von der Programmanmeldung über die Detailinformation zur Programmpublikation bis hin zur Änderungsmeldung und der Zulieferung von Pressetexten. Im Gegenzug stehen die Programme inkl. aktueller Programmänderungen dieser Gemeinschaftsprogramme der PSPL zum Abruf zur Verfügung.

Umfassende Integration für die Planung von nonlinearen Inhalten

Immer mehr in den Mittelpunkt rückt für den MDR die Planung und Publikation von nonlinearen Inhalten. Mit Video on Demand (VoD) für die ARD-Mediathek, dem Livestream für MDR/KiKA und den Eventstreamingkanälen für den MDR wird das Angebot für das lineare Fernsehen nicht mehr nur zeitgemäß ergänzt. Die Funktionalitäten und konkrete gemeinsame Ausbauüberlegungen spielen eine wichtige Rolle in Hinblick auf die strategische Zielstellung des MDR, den Anteil der primär für die nonlineare Welt produzierten Inhalte bis zum Jahr 2025 signifikant zu steigern.

Das Verwendungsrechtemanagementsystem (VRM) ist dabei ein System zur Verwaltung von Verwendungsrechten und Steuerinformationen zur Ausspielung von nonlinearem Content auf digitalen Plattformen wie z.B. der ARD-Mediathek, YouTube oder KiKA.de. VRM ist eng an die PSPL angebunden, sodass der Anwender ohne Systemwechsel alle relevanten Metadaten einfach in seiner gewohnten PSPL-Umgebung erfassen kann. Informationen wie Verweildauer oder OnlineFirst-Rechte sowie Einsatzzeiträume für nonlineare Angebote lassen sich hier leicht verwalten. Gleichzeitig werden in VRM auch die Rechte für Livestreaming und Eventstreaming inkl. Geoblocking festgelegt.  

Mit der Einbettung von VRM in das System Resy (auf Basis OpenMedia) wird der Anwender bei der beitragsbezogenen Detailplanung für Magazin- und Nachrichtensendungen des MDR komfortabel unterstützt.

Auf Basis all dieser Informationen erstellt und überprüft der Anwender bequem und fortlaufend seine Planung für den nonlinearen Content von MDR und KiKA und versorgt damit die zahlreichen digitalen Ausspielwege.

Weitere Ausbaustufen der PSPL für MDR und KiKA

Die PSPL wird laufend an die neuen Anforderungen und Bedürfnisse einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt angepasst und muss sich – passend zu den sich verändernden Anforderungen im Medienbereich – flexibel und stets erweiterbar zeigen. Aktuell wird der Planungsprozess für den Kinderkanal KiKA auf einheitliche und strukturierte Zulieferung aller erforderlichen Metadaten durch die beteiligten KiKA-Kooperationspartner (Landesrundfunkanstalten und ZDF) umgestellt. Die PSPL wurde dazu um ein Previewer-Modul erweitert, mit dem die Datenzulieferungen angenommen, die Metadaten geprüft und in dem KiKA-Planungsbestand konsolidiert werden. Die Gegenstelle in den Landesrundfunkanstalten ist das dort bereits im Einsatz befindliche kompatible Planungssystem Plan1.

Mit der PSPL verfügen MDR und KiKA bereits heute über strukturierte und synergetisch nutzbare Metadaten. Dies bietet sehr gute Voraussetzungen, den erweiterten Anforderungen des EU‑Urheberrechts und deren Auswirkungen auf die Sendeanstalten sowie den Besonderheiten der Publikation von urheberrechtlichen Inhalten gerecht zu werden.

Fazit

In den 15 Jahren der bisherigen Zusammenarbeit wurde der Planungsprozess für TV und Online mit der PSPL von der m.a.x. it optimal unterstützt. Einerseits hat sich die Funktionsvielfalt der PSPL bewährt, andererseits war die PSPL mit ihrer Offenheit stets flexibel erweiterbar. Damit stellt die PSPL für den MDR und KiKA ein nachhaltiges IT-System im sich wandelnden Broadcastumfeld dar. Als Systemhersteller übernimmt m.a.x. it auch bei der langjährigen Systembetreuung eine partnerschaftliche Beraterrolle.

„Die Prozessabläufe und das technische Umfeld im Broadcastbereich erfordern immer wieder eine Optimierung und Anpassung von Softwarelösungen. Mit unserer Programm- und Sendeplanung und dem langjährigen zuverlässigen Beratungs- und Entwicklungspartner m.a.x. it sind wir sehr gut aufgestellt. Mit der PSPL profitieren wir von einer zukunftssicheren Technologie und einer bestens mit der Umgebung vernetzten Anwendung. Bei gewünschten Erweiterungen zeigt sich die PSPL stabil und jederzeit ausbaufähig. In der Durchführung der Projekte zeichnet sich die m.a.x. it durch ihr professionelles Projektmanagement aus, sodass wir unsere Vorhaben in den gesetzten Termin- und Budgetrahmen realisieren.“

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Über den Autor

Christian Roth
Softwareentwicklung, Medienprojekte

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